Wie man hört, steht das Weiße Haus vor Friedensgesprächen mit den führenden Köpfen der Taliban und der afghanischen Regierung, in der Hoffnung den seit nun fast 12 Jahren andauernden Krieg zu beenden. Die Gespräche sollen in Katar statt finden, wo die Taliban ihren offiziellen Sitz haben.
Letzte Woche sah es kurz danach aus, dass die Friedensverhandlungen nicht stattfinden würden: Die afghanischen Offiziellen hatten ein Problem damit, dass die Flagge und das Wappen der Taliban an ihrer Botschaft aufgehängt werden sollte. Obwohl die katarische Regierung den Taliban die Erlaubnis erteilt hatte, die Flagge zu hissen, hing das Fortschreiten der Friedensbemühungen vom Entfernen der Flagge ab. Am Sonntag wurde dann berichtet, die Polizei habe den Flaggenmast entfernt, um die Gespräche wieder ins Rollen zu bringen.
Die Taliban hatten Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht und regierten es mit eiserner Faust. Nach dem 11. September allerdings, setzten die Amerikaner eine militärische Invasion in Bewegung, welche den Taliban die politische Macht nahm. Die Amerikaner sorgten dafür, dass die aktuelle Regierung unter Hamid Karzai sich etablierte. Aber die Taliban wären nicht die Taliban, wenn sie seitdem nicht mit aller Gewalt versucht hätten das Zepter der Macht zurück zu bekommen.
Während die Friedensverhandlungen der Taliban, der USA und der afghanischen Regierung am seidenen Faden hängen, haben Militärs der Taliban eine Gruppe von Touristen in Pakistan angegriffen. Die Touristen hatten die Basis-Station des Nanga Parbat (9. höchster Gipfel der Welt) besucht, die im Norden Pakistans liegt. Diese Region ist bisher relativ verschont geblieben von den Konflikten, die sich durch Afghanistan und Pakistan ziehen.
Es ist nicht bekannt, ob die Gruppe von Fremden dort war, um den Berg zu besteigen, der auch als der “Killer-Berg” bezeichnet wird, oder ob sie einfach nur die Region als typische Touristen besucht haben. Die islamischen Militärs, als Polizeibeamte verkleidet, stürmten in die Basis-Station und erschossen dabei 5 Ukrainer, 3 Chinesen und einen Russen. Zudem schossen sie noch auf einen weiteren Chinesen, der den Angriff allerdings schwer verletzt überlebte.
Die Jundul Hafsa Taliban Gruppe, die in der Region agiert, hat sich rasch zu den Morden bekannt und behauptet es sei ein Vergeltungsakt für den Tod von Waliur Rehman, einem “Abgeordneten” der Taliban, der bei einem Drohnenangriff (ich hasse Drohnen, ganz nebenbei gesagt) am 29. Mai getötet wurde. Der Sprecher der Taliban in Pakistan, Ahsanullah Ahsan, wird in den Medien zitiert:
By killing foreigners, we wanted to give a message to the world to play their role in bringing an end to the drone attacks.
Sicher! Lasst uns einfach irgendjemanden umbringen. Die Welt versteht das Signal dann schon.
Selbst wenn der Anschlag in Pakistan stattgefunden hat und nicht Afghanistan, ist es offensichtlich, dass die Taliban alles dafür tun werden, um wieder die Vormachtstellung in dieser Region zu erlangen. Ein Frieden im mittleren Osten ist quasi utopisch, weil es so viele verschieden Stämme und ethnische Gruppen gibt, die sich gegenseitig hassen und seit sicher tausend Jahren bekriegen.
Viele Leute denken über Afghanistan oder Pakistan als eine nationale Gruppierung von Menschen, ein Volk; dem ist aber nicht so. Viele ethnische Stämme in den Ländern des mittleren Osten haben sich nur lose zusammengeschlossen, weil sie einen gemeinsamen Feind haben – die Amerikaner. Lässt man sie alleine, kann man sich ziemlich sicher sein, dass sie sich sofort wieder aufeinander stürzen. Die Friedensverhandlungen mit den Taliban sorgt bei manchem für Entsetzen, da die Charta der Taliban ist quasi nur Kämpfen, Töten und so vielen Menschen wie möglich ihre Gesetze aufdrücken.
Was auch immer mit nicht mit Terroristen verhandeln passiert ist: Ich wage die Prognose, dass die Friedensverhandlungen nichts zählbares einbringen. Sie sagen ja und akzeptieren vielleicht die eine Sache, halten aber hinter dem Rücken die Finger überkreuz wie fast jeder Politiker es tut: Sie versprechen Veränderung, und ändern dann das Versprechen.
